Zur Geschichte des Hochheimer Weinbaus

Historiker haben herausgefunden, dass in Hochheim am Main bereits seit römischer Zeit Weinbau betrieben wird, Erwähnung fand dies aber erst um das Jahr 1.200. Im Ortsteil Massenheim wurde der Weinbau bereits 819 n.Chr. beurkundet. Der Hochheimer Wein ist wegen seiner besonders guten Qualität weit über den Rheingau hinaus bekannt, bis hin zum englischen Königshaus.

Weinbau

  Chronik des Hochheimer Weinbaus 

Von den Römern bis zum Hochheimer Weinbaumuseum

Um 100 n. Chr. In der Provinz Germania Superior wird besonders am Untermain und in der Wetterau Weinbau betrieben. Der römische Weinbau in Hochheim ist zwar nicht belegbar, da jedoch in der näheren Umgebung Weinbauwerkzeuge sowie ein Weinkeller lokalisiert sind, ist zu vermuten, dass auch auf Hochheimer Grund Wein angebaut wurde.

26. Juli 819 Der erste urkundliche Nachweis des Hochheimer Weinbaus im damals eigenständigen Massenheim: Kaiser Ludwig der Fromme (778 – 840, Sohn Karls des Großen) schenkt dem Kloster Fulda seine Villa in Massenheim mit den dazugehörigen Häusern, Gütern und Ländereien wie
den Weinbergen.

1239 Die Kultivierung von Weinreben in Hochheim ist urkundlich nachgewiesen: Den Ortsgeistlichen werden 500 Liter Zehntwein zugewiesen.

15. Jahrhundert Das Weinanbaugebiet Hochheims geht vom Mainufer aus bis nördlich und nordöstlich von Hochheim. Somit ist es wesentlich größer als heute. 

1484 Hochheim erhält das Marktrecht. Bei der Festsetzung der jährlich Markttage, Pfingsten und der 28. Oktober, werden die Weinlesetermine berücksichtigt. Im Jahre 1614 wird der Markttag auf den 3. November verlegt, um die aufkommende Spätlese zu ermöglichen.

1475 „Rheingauer Wein“ wird als Qualitätsbezeichnung verwendet: Graf Philipp von Katzenelnbogen-Diez (1402 – 1479) lässt seinen Amtmann als Entlohnung zwischen Rheingauer und Bergsträßer Wein wählen.

1625 Im englischen Sprachraum befinden sich zwei Begriffe für Weißweine: „Rhinewine“, was sich
auf Weine der Rheingauer Region bezieht und „Hock“, abgeleitet von Hochheim. Hock bezieht
sich zunächst auf den Hochheimer Riesling, wird aber bald Synonym für alle Weißweine aus der
Rheinregion verwandt.

2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Der Rieslinganbau wird durch eine Bestimmung des Mainzer Domkapitels besonders gefördert und in Hochheim als reiner Rieslinganbau durchgesetzt.
Wenige Jahrzehnte später genehmigt der Domdechant den Anbau von „schwartzen Trauben“ mit
der Begründung, einer Überproduktion vorzubeugen. Dieses Zugeständnis bedeutet eine Lockerung des strikten und nicht so ertragreichen Rieslings von Seiten des Mainzer Domkapitels.

1760 Einfuhrverbot auswärtiger Weine nach Hochheim.

1764 Die Lese von hängen geblieben Trauben, das sogenannte Traubenstoppeln, wird verboten.
Vor allem ärmere Bewohner und Tagelöhner nutzen das Stoppeln, um sich für den eigenen
Bedarf, teilweise auch zum Weiterverkauf, mit Trauben zu versorgen.

1775 Die Domdechanten, die die Güter des Domkapitels Mainz in Hochheim verwalten, beregnen im trockenen Sommer die Weinberge mit Mainwasser.

10. April 1788
Thomas Jefferson, Diplomat der Vereinigten Staaten von Amerika und von 1801 bis 1809
Präsident der USA, ist zu Besuch in Hochheim, nachdem er bei seinem Frankfurter Aufenthalt
einen Hochheimer Wein des Jahrgangs probiert hat. Jefferson erwirbt 100 Weinstöcke,
welche er in seinem Pariser Garten pflanzt und später nach Amerika umsiedeln lässt.

1832
Ignatz Schweickhardt verkauft seinen ersten Sekt nach „Moussie-Art“ für einen Gulden pro Flasche im mütterlichen Gasthof Burg Ehrenfels, heute Teil des Hochheimer Hofs.

1836 Johann Burgeff investiert in Ignatz Schweickhardts Betrieb und „Schweickhardt & Burgeff“
wird als erstes deutsches Unternehmen für "Rheinischen Mousseux“ gegründet.

1845 Königin Victoria von England und ihr Ehemann Prinz Albert fahren mit der neuen Eisenbahn an den Weinbergen Hochheims vorbei. Es gefällt ihnen dort sehr gut und sie probieren bei einem
kurzen Zwischenstopp den Wein vom Winzer Georg Michael Pabstmann. Später bittet Pabstmann
die Königin von England um Erlaubnis, den Weinberg nach ihr benennen zu dürfen. Am 24. Mai
1854, dem 35. Geburtstag von Victoria, enthüllt Pabstmann im Königin Viktoriaberg ein Denkmal
zur Erinnerung an die herrschaftlichen Ehrengäste.

1866 Die Hochheimer Weinbaufläche umfasst 179,55 Hektar, davon werden 99,4 % mit
Weißweinsorten bewirtschaftet. Zum Vergleich: 2004 sind 219 Hektar Hochheims mit Weinreben
bepflanzt.

1876 Nachdem 1589 das Betreten der Weinberge Hochheims während der Reifezeit erstmals
verboten wurde, wird ein generelles Gesetz zur „Schließung der Weingärten“ während der Lese
erlassen: „… sobald die Trauben sich der Reife nahen ist der Zugang zu den Weingärten zu
verhindern“. Diese Regelung besteht bis 1993.

1877 Die Sektkellerei Graeger wird gegründet. Zukünftig setzt das Unternehmen auf Cuvées
von Lothringer Wein mit Rheinweinen.

1890 Die Sektkellerei Burgeff baut den ersten Wasserturm zur eigenen Wasserversorgung
sowie ein eigenes Elektrizitätswerk.

16. August 1903 Das erste Winzerfest mit Festumzug wird gefeiert. Ab 1950 findet das Weinfest in Hochheim jährlich mit Weinmajestäten in der Altstadt statt; 1969 ausnahmsweise mit einem Festzelt auf dem „Weihergelände“. Bis 1884 erwerben die Besucher eine Eintrittsplakette und ein Weinprobierglas. Das Weinglas wird 2012 wieder eingeführt.

1926 Familie Kroeschell eröffnet die größte Straußwirtschaft in Deutschland, die „Reithalle“. 1942 wird diese bei einem Bombenabwurf zerstört.

Um 1971 Die Vielzahl an Weinlagenbezeichnungen in Hochheim wird reduziert. Heute umfasst die
Wein- und Sektstadt 12 Kleinlagen: Berg, Domdechaney, Herrenberg, Hölle, Hofmeister, Kirchenstück, Königin Viktoriaberg, Reichestal, St. Kiliansberg, Stein,Stielweg, Weiß Erd. Hochheims
Weinflächen gehören zur Großlage Daubhaus.

1974 Erstellung eines Weinprobierstands in Hochheim. Anfang der 1990er Jahre zieht der Weinprobierstand an das „Weihergelände“.

1996 Die Firma Graeger wird verkauft und der Firmensitz nach Bingen verlegt.

2002 Die Sektkellereien der Burgeff-AG werden an die Rotkäppchen- Mumm GmbH aus Freyburg/Unstrut verkauft.

10. Oktober 2010 Eröffnung des Hochheimer Weinbaumuseums.
 

Historisches Foto zur Weinlese in Hochheim. © Stadt Hochheim am Main
Hoher Besuch

Hoher Besuch

Es waren einmal ein Dichter, ein Präsident und eine Königin...

Der leidenschaftliche Weintrinker Johann Wolfgang von Goethe zählte den Hochheimer Wein zu den "Magnaten", den großen Weinen. Der Amerikanische Präsident Thomas Jefferson und die englische Königin Victoria adelten den besonderen Tropfen ebenfalls.

 

„Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!“
Johann Wolfgang von Goethe

Bevor Thomas Jefferson Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde, war er Gesandter in Paris. Bei einem Aufenhalt in Frankfurt trank er am 06. April 1788 im "Roten Haus" einen Hochheimer Jahrgang 1726. Dieser entzückte ihn so, dass er am 10. April auf der Rückreise in Hochheim Station machte und einhundert Weinstöcke für seinen Pariser Garten erwarb. Als es wieder zurück nach Amerika ging, nahm er die Reben erneut mit, "um ein Glas Hochheimer aus eigener Herstellung anbieten zu können." Die Pflanzen bildeten den Grundstock eines eigenen Weinbergs.

Der Riesling gilt als "Königin der Reben". Ein royales Ereignis im doppelten Sinne ereignete sich am 15. August 1845, als zwei Königinnen aufeinandertrafen: Queen Victoria von England (1819-1901) besuchte an diesem Tag gemeinsam mit ihrem deutschen Ehemnann Albert die Stadt. In den Weinbergen wurde eine Weinprobe abgehalten, und zwar eine mit Folgen! Bald darauf durfte nämlich, mit königlicher Erlaubnis, besagter Weinberg "Königin Victoriaberg" genannt.

Am 24. Mai 1845, dem 35. Geburtstag der Königin - wurde Queen Victoria aus Dankbarkeit für die erwiesene Gunst ein Denkmal von Winzer Georg Michael Papstmann errichtet. Das Monument ist noch heute zu bewundern und erinnert an die majestätische Weinprobe, die den Grundstein für den erfolgreichen Export deutscher Weine vom Rhein legte!

Der Rebensaft schmeckte auch Victorias Ur-Ur-Enkelin, der amtierenden Regentin Elisabeth II., so gut, dass Hochheim bis heute Hoflieferant des englischen Königshauses ist. Pro Jahr werden etliche Flaschen nach London für Feste am Hof, wie zum Beispiel Hochzeiten oder Taufen, verschickt.

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