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Kultur in der Kirche - Johannes Brahms in Italien
Johannes Brahms in Italien
Musikalische Lesung
Drei Intermezzi op.117
Vier Klavierstücke op.119
Lesung aus den Erinnerungen von Josef Viktor Widmann
Sigrid Jennes-Müller, Klavier
Maximilian Müller, Lesung
Veranstaltungsdetails
Zeitgenossen waren erstaunt über diese kleinformatigen, aber mit Lebensweisheit und Erfahrung reichen Klavierstücke und stellten sich einen einsamen, auf sein Leben rückblickenden Brahms im Selbstgespräch vor. Er selbst nannte die Intermezzi op. 117 die „Wiegenlieder meiner Schmerzen“. Dem ersten Intermezzo des op. 117 setzte er als Motto „Verse eines schottischen Wiegenliedes“ voraus.
Schlaf sanft, mein Kind,
schlaf sanft und schön!
Mich dauert’s sehr,
dich weinen sehn.
Die späten Klavierkompositionen op. 116-119 entstanden zur Zeit seiner letzten Italienreisen. Sie erschienen 1892 und 1893, krönen Brahms Entwicklung seines Klavierwerks „vom Großen zum Kleinen, […] von der Breite zur Tiefe.“ (Karl Geiringer, Kassel, 1974).
Das Ehepaar Sigrid Jennes-Müller und Maximilian Müller konzertiert seit Jahren mit Musik – Text-programmen im In- und Ausland. Die Verbindung von Literatur mit Musik steht im Zentrum der Programme, die die Pianistin konzipiert. Sie beleuchtet Aspekte der Lebensgeschichte und Briefwechsel großer Komponist:innen, wie z.B. Clara und Robert Schumann, J.Brahms, E.und H.v.Herzogenberg, E.Smyth und die Geschwister Mendelssohn-Bartholdy.
Johannes Brahms in Italien
Drei Intermezzi op.117
Vier Klavierstücke op.119
Lesung aus den Erinnerungen von Josef Viktor Widmann
Sigrid Jennes-Müller, Klavier
Maximilian Müller, Lesung
Im 19. Jahrhundert gab es eine Welle der Italienreisen von Literaten, Malern und Musikern, vor allem aus nördlichen Regionen. Sie wurden gelockt, den Wegen der berühmten Grand Tour Richtung Italien zu folgen, die früher nur den jungen Adeligen zugänglich war und später ein fester Ausbildungsbestandteil des Bildungsbürgertums wurde.
Achtmal trat Johannes Brahms Italienreisen an, die zum Teil bis nach Sizilien reichten. Dies geschah nicht aus Berufsinteresse – denn er fand die italienische Musik, vor allem die Kirchenmusik, „schauderhaft“. Im Vordergrund stand die Freude über eine Bildungs- und Kulturreise. Das war durchaus eine Seltenheit bei Brahms, der in der Regel nur zur besseren Vermarktung seiner Werke unterwegs war.
Im Gegensatz zu früheren Transportmitteln gab es seit Beginn der 1860er Jahre in Italien ein gut funktionierendes Dampfeisenbahnnetz, so war ein entspanntes Reisen möglich.
Ab den 1870er Jahren arbeitete Brahms in Ferienzeiten, während seiner „Sommerfrische“ in Österreich oder der Schweiz an neuen Kompositionen.
Begleitet wurde er von verschiedenen Reisepartnern, z.B. vom Chirurg Theodor Billroth, einem engen Freund Brahms‘ oder später vom Schweizer Schriftsteller und Journalisten Joseph Viktor Widmann.
Kurz nach Brahms‘ Tod veröffentlichte Widmann seine Reise-Erinnerungen mit dem verehrten Komponisten. Er erzählt von Brahms‘ Gewohnheit, früh gegen fünf Uhr morgens aufzustehen und erste Eindrücke der neuen Umgebung zu sammeln. Im Laufe des Morgens wurden Museen und Kirchen besucht; dort stand Brahms oft gerührt und gefesselt vor kleinen erstaunlichen Details der Kunstwerke. Der Nachmittag gehörte der Natur, dem Bewundern der Landschaft, dem Beobachten der Menschen, dem Genuss einheimischer Spezialitäten.
Besuche von Opern vermied er, denn die späten Aufführungszeiten schreckten ihn ab. Trotzdem bekannte er sich wohlwollend zu Giuseppe Verdi, zu dem er nicht nur als Komponist eine Nähe verspürte, sondern auch eine Verwandtschaft zu dessen legerer Lebensführung.
Brahms suchte keine Anregung in der Musik Italiens. Seine kompositorische Heimat war die Tradition der musikalischen Klassik, die er in Wien, der Stadt Schuberts und Beethovens, überall fand. Seine eigenen Opernideen scheiterten vor allen Dingen an einem geeigneten Libretto.
Italien begeisterte ihn mit einer großen Vielfalt kultureller und architektonischer Reize, die ihn für sein eigenes Schaffen anregten. Gerade in seinen letzten Jahren findet Brahms in seinen Kompositionen zu einer Schlichtheit, einer tiefen Konzentration und zu einer Hinwendung zu „seinem“ Instrument, dem Klavier. Einige dieser Stücke hatten ihre erste Konzeption schon Jahre zuvor, erhielten aber ihren Feinschliff in Zeiten von Brahms‘ Sommerfrischen in Österreich, Schweiz und Italien. Die Eindrücke seiner Reisen flossen in seine Musik ein. Seine Sinne waren offen für Wesentliches, für Schönheit und Tiefgang und Ernsthaftigkeit. Dennoch schaute er mit Wehmut auf sein Leben ohne eigene Familie.
Zusätzliche Infos unter:
www.brahms-gesellschaft.com/veranstaltungen.html
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